Zu den Baulichkeiten des mittelalterlichen Klosters

Einen sichtbareren Ausdruck der asketisch-spirituellen Grundidee des Zisterzienserordens verdeutlicht die charakteristische Architektur ihrer Klöster. Grundsätzlich kommt darin ein Leitgedanke allen Mönchtums zum tragen, der vor allem durch Weltflucht, dem zurückgezogenen Leben in einer durch Klostermauern und Klausur (lat. claudere, schließen) geschlossenen Anlage erreicht wird.

 

Im Kloster Zinna wurde der Klausurbereich im 18.Jh. weitgehend abgetragen und das Klosterareal im Süden mit neuzeitlichen Gebäuden überbaut. So lässt sich heute ein wesentliches Grundelement der Zisterzienserarchitektur, die innere Geschlossenheit der Klosteranlage, nicht mehr ohne weiteres erkennen.

 

Bewahrt wurde die eindrucksvolle Klosterkirche [1], ein nahezu schmuckloser Granitbau, der aus seiner vormaligen Funktion als Oratorium, die Ideale des Ordens - Demut, Armut, Einfachheit – bis heute auffallend zu verkörpern scheint.

 

(24) Kirche abends

 

Die spätromanische Pfeilerbasilika, deren Baubeginn noch im 12.Jh. erfolgte, besitzt ein apsidales Sanktuarium, dass von jeweils zwei tonnengewölbten, mit Apsiden geschlossenen Kapellen gleicher Länge flankiert wird. Sowohl die Ostteile der Kirche, als auch das siebenjochige Langhaus mit seinen leicht spitzbogigen Arkaden wurden innerhalb verschiedener Bauphasen kreuzrippengewölbt. Einen einzigen Bauschmuck stellen in den Seitenschiffen romanische Gewölbekonsolen aus Gipsstuck dar.

 

(19) gewoelbekonsole im noerdl. seitenschiff

 

Angelehnt an das südliche Querschiff der Kirche schloss sich einst der Ostflügel der Klausur an, der nach zisterziensischer Bautradition die Sakristei (vestiarium) [2], den Kapitelsaal (capitulum) [3] und den Sprechsaal (auditorium juxta capitulum) [4] beherbergte. Im Obergeschoss befand sich der Schlafsaal der Mönche (dormitorium) [5], am kirchenfernen Ende des Gebäudes die Latrinen. Der Klausursüdflügel enthielt die Wärmestube (calefaktorium) [6], den einzig heizbaren Klosterraum. Mittig an diesen Flügel grenzte der Speisesaal der Mönche (refektorium) [7], von dem ein Gebäudeteil bis heute bewahrt blieb. Westlich im Flügel lag die Küche [8], die auch den angrenzenden Speisesaal der Konversen [9] mittels Durchreichen versorgte.

 

Den Konversen (conversi), Laienbrüder mit Profess, die jedoch keine klerikalen Weihen erhielten, war es bestimmt, die Mönche in der praktischen Arbeit zu entlasten. Ihnen war der Westflügel der Klausur, das sogenannte Konversenhaus vorbehalten. Der zweigeschossige Backsteinbau aus der ersten Hälfte des 13.Jh., in dessen Untergeschoss ein zweischiffiger kreuzgratgewölbter Vorratsraum (cellarium) lag, ist das einzige Klausurgebäude, das sich bis heute erhalten hat [10].

 

(28) Konversenhaus

 

An seiner Ostwand lehnte, wie es noch an den abgebrochenen Gewölbekappen sichtbar ist, der Kreuzgang [12], ein Umgang, der die rechteckige Hoffläche von 22 mal 28 Meter mit Arkadenbögen umschloss. Der Kreuzgang bildete als Zentrum der engeren Klausur das „architektonische Hauptmotiv“ des Klosters. Seine besondere Bedeutung bei den Zisterziensern erklärt sich aus seinen vielfältigen Funktionen: Der Kreuzgang ist der Verbindungsweg zwischen den einzelnen Räumen und den Gebäuden der Klausur und Kirche. Gleichzeitig war er symbolischer Verbindungsraum, gestaltendes Architekturmotiv und diente als Raum für Liturgie und Meditation.

 

Dem Südflügel des Kreuzgangs wurde ein oktogonales Brunnenhaus [13], vorgelagert, das vor allem als kultischer Raum genutzt wurde; es diente neben der hygienischen, auch der liturgischen Reinheit.

 

Östlich und parallel zum einstigen Klausurostflügel, befindet sich die sogenannte „Alte Abtei“. Das Gebäude, dessen Name auf volksetymologischem Weg entstand, wurde nicht als Abtsgebäude, sondern bereits zur Bauzeit in der ersten Hälfte des 14.Jh. als Krankensaal und Siechenhaus (infirmitorium) [15] errichtet. Neben der Pflege der schwachen, kranken und alten Mönche, diente es als Herberge (hospitum) hochrangiger Gäste.

 

(3) Alte Abtei

 

Schon in der Entstehungszeit wurde der Backsteinbau mit einer Heißluftheizung ausgestattet; ein durchlaufender Wasserkanal [16] versorgte das Haus mit Frischwasser. Aus dem 14.Jh. stammen noch die kreuzrippengewölbten Räume im inneren oder der hochgotische Stufengiebel an der Nordseite, der mit Fialen und krabbenbesetzten Wimpergen aufwendig gestaltet wurde.

 

(49) Nordgiebel_Alte abtei

 

Das Siechenhaus und der Klausurostflügel waren einst durch einen zweischiffigen Gebäudetrakt [14] miteinander verbunden gewesen.

 

Im 15.Jh. errichtete man das spätgotische Abtshaus [17], die sogenannte „Neue Abtei“. In dem Gebäude, das einem Residenzbau gleicht, befanden sich neben den Wohnräumen des Abts, die mit eigener Kapelle und separaten Abtritt ausgestattet waren, im Ober- und Untergeschoss große rippengewölbte Räume, die mit heißer, rauchfreier Luft beheizt wurden. Eine zugehörige Abtsküche befand sich im Kellergeschoss.

 

Das Abtshaus und ein im 16.Jh. errichtetes Gästehaus [18], lagen der Klausur abgewandt, in der Nähe einer sich weiter östlich befindlichen Toranlage, um politische und repräsentative Aufgaben erfüllen zu können, ohne das eigentliche monastische Leben zu stören.

 

(1) Abtei

 

In ihrer Gesamtheit stellte die Zinnaer Klosteranlage – wie die aller Zisterzienserklöster - ein geschlossenes, zweckorientiertes Gebäudeensemble dar, in dem die Mönche, ihrer spirituellen Intuition nachgehend und dem monastischen Tagesablauf folgend, beten, ruhen, essen, wohnen und arbeiten konnten.

 

Anhand der baulichen Entwicklung, die sich im Klosters Zinna in drei Hauptbauphasen vollzieht, lässt sich dabei weniger die Wertschätzung konservativen Formenguts, als vielmehr die regelmäßige Adaption stilistisch regionaler oder zeitgenössisch–herrschaftlicher Bauformen und Gebäudeausstattungen erkennen. Diese sind jedoch nicht als zunehmende Abkehr von den ursprünglichen Ordensidealen zu werten, sondern als Ausdruck einer dem monastischen Leben angemessenen, funktionsgerechten Architektur, in der sich die jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse der Zeit widerspiegeln. Als eine dem zisterziensischen Selbstverständnis dienende Bauweise, blieb sie damit bis zur Beendigung des klösterlichen Lebens in Zinna, den Idealen des Ordens gerecht.

 

Plan Klausur Kloster Zinna

 

01 Klosterkirche

02 Sakristei

03 Kapitelsaal

04 Sprechsaal der Mönche und andere Räumlichkeiten

05 im Obergeschoss des Flügels: Dormitorium

06 Calefaktorium

07 Refektorium

08 Konventsküche mit Durchreichen

09 Konversenrefektorium

10 Cellarium, im Obergeschoss, Dormitorium der Konversen

11 Kirchenvorhalle

12 Kreuzgang

13 Brunnenhaus

14 Verbindungsbau

15 Siechenhaus

16 Wasserkanal

17 Abtshaus

18 Gästehaus

19 Verbindungsbau, sog. Querstock

20 Spätmittelalterlicher Anbau, Funktion unbekannt

21 Brauhaus

22 Friedhof, Bestand bis zum 14.Jh.

23 Friedhof, vermutlich ab dem 14.Jh.

24 Beinhaus, Karner

25 Klostermauer